Tiger Woods musste beißen. Doch am Ende des zweiten Tages beim 86. Masters in Augusta mit vielen Aufs und Abs stand fest: Die umjubelten Comeback-Festspiele des Golf-Superstars gehen auch am Wochenende weiter.
14 Monate nach seinem schweren Auto-Unfall spielte der 46 Jahre alte Kalifornier trotz Start-Schwierigkeiten eine solide 74er-Runde und schaffte mit insgesamt 145 Schlägen beim traditionsreichen Major-Turnier den Cut.
«Aber hey, ich habe den Cut geschafft»
Vor den beiden Finalrunden rutschte Woods nach sechs Schlagverlusten, aber auch vier Birdies, zwar leicht auf den geteilten 19. Rang ab. Doch das tat der Euphorie um den 15-maligen Major-Sieger, der nach seinem Unfall im Februar 2021 südlich von Los Angeles sogar den Verlust seines rechten Beines befürchten musste, keinen Abbruch. Die Fans begleiteten ihren Helden wie immer zahlreich und lautstark von Bahn zu Bahn.
«Ich hatte Pech mit ein paar schweren Sturmböen. Und ich hatte auch einige schlechte Schwünge. Nach der vierten Bahn fragte ich mich, was soll noch alles schiefgehen», sagte der fünfmalige Master-Champion Woods. «Aber hey, ich habe den Cut geschafft und habe die Chance, am Wochenende zu spielen.»
Woods ging im dunklen Pullover und mintfarbenen Polo-Shirt mit der drittletzten Gruppe auf seine zweite Runde und verpatzte gleich den Start: Auf den ersten fünf Löchern spielte er vier Bogeys – so schlecht war er noch nie in eine Runde beim Masters gestartet. Doch nach dem Auftaktdämpfer fing sich der Publikumsliebling, der vor 25 Jahren mit seinem ersten Major-Sieg beim Masters mit dem Rekordvorsprung von zwölf Schlägen Golf-Geschichte geschrieben hatte.
Von Unfallfolgen war weiter kaum etwas zu sehen: Einzig der Gang von Woods wirkte leicht unrund. Zudem konnte er nicht richtig in die Knie gehen, um die Grüns zu lesen. «Ich fühle mich nicht so gut, wie ich mich gerne fühlen würde. Aber das ist in Ordnung», meinte Woods, der beim wohl berühmtesten Turnier der Welt zum 22. Mal in Folge den Sprung ins Wochenende schaffte.
Cink gratuliert Sohn mit Hole-in-One
Deutlich in Führung auf der prachtvollen Anlage an der Magnolia Lane liegt US-Landsmann Scottie Scheffler. Der 25 Jahre alte Weltranglistenerste kam mit den windigen Verhältnissen auf dem hügeligen Par-72-Kurs des Augusta National Golf Clubs gut zurecht und spielte sich mit einer 67er-Runde und insgesamt 136 Schlägen an die Spitze des Leaderboards. Scheffler hat bereits fünf Schläge Vorsprung auf ein Quartett um Vorjahressieger Hideki Matsuyama aus Japan.
Den Schlag des Tages schaffte Stewart Cink: Dem 48-jährigen Amerikaner gelang ein von den Fans frenetisch bejubeltes Ass auf Bahn 16 – ausgerechnet am 24. Geburtstag von Sohn Reagan, der seinen Vater als Caddie begleitete. «Happy Birthday», rief ihm der Papa bei der Umarmung zu.
Langer haderte mit der Länge des Platzes
Deutschlands Golf-Idol Bernhard Langer verpasste dagegen den Cut und schied vorzeitig aus. Der 64-Jährige aus dem schwäbischen Anhausen leistete sich vier Bogeys und spielte nur eine 76er-Runde. Damit lag der Masters-Champion von 1985 und 1993 bei seinem 39. Start mit 152 Schlägen auf dem 78. Rang. Nur die besten 50 und schlaggleichen Spieler qualifizierten sich für die beiden Runden am Wochenende.
Langer haderte zum einen mit der Länge des Platzes. «Zum anderen das kurze Spiel. Ich muss hier gut putten und habe eben nicht gut geputtet die letzten zwei Tage. Das war der Unterschied», sagte Langer, der 1982 zum ersten Mal beim Masters abgeschlagen hatte. Im nächsten Jahr möchte der Routinier zum 40. Mal antreten: «Das habe ich vor, ja. Auf jeden Fall.»
Langer genießt dank seiner beiden Masters-Triumphe ein lebenslanges Startrecht bei dem Major-Turnier im US-Bundesstaat Georgia. Der in Boca Raton in Florida lebende Deutsche hatte vor zwei Jahren einen Rekord aufgestellt, als er als ältester Spieler der Turniergeschichte den Cut schaffte. Auch in diesem Jahr war Langer erneut der älteste Spieler im Teilnehmerfeld. Nur 1983 und 2011 war er nicht beim Masters dabei.