Nach seinem ersten Sieg auf der European Tour übermannten den englischen Golfprofi Marcus Armitage vor den Toren Hamburgs die Emotionen.
«Vor 20 Jahren ist meine Mutter gestorben. Ich bin sicher, sie wäre stolz», sagte der 33-Jährige mit tränenerstickter Stimme beim TV-Sender Sky nach seiner beeindruckenden Aufholjagd auf dem schwierigen Golfplatz in Winsen an der Luhe.
Mit einer starken 65er-Schlussrunde katapultierte sich Armitage bei der Porsche European Open mit 208 Schlägen vom elften auf den ersten Rang und setzte sich noch knapp vor einem Quartett durch. Der Belgier Thomas Detry, Edoardo Molinari aus Italien, der Niederländer Darius van Driel und Matthew Southgate aus England benötigten jeweils zwei Schläge mehr als der Überraschungssieger.
Trainingsrunde lief noch nicht so gut
«Es ist ein neues Gefühl. Und es ist lustig, weil ich in der Trainingsrunde so viele Golfbälle verloren habe wie noch nie in meinem Leben», erklärte Debüt-Gewinner Armitage.
Zahlreiche Top-Golfer waren auf dem knapp 7000 Meter langen Par-72-Platz, der von vielen Spielern auch ehrfurchtsvoll «Green Monster» (Grünes Monster) genannt wird, nach zwei Tagen am Cut gescheitert – darunter der zweimalige Majorsieger Martin Kaymer. Auch Mexikos Golfstar Abraham Ancer und der schwedische Routinier Henrik Stenson waren vorzeitig ausgeschieden. Titelverteidiger Paul Casey aus England kam am Ende mit 212 Schlägen auf Rang sechs.
Bester Deutscher bei der mit 1,2 Millionen Euro dotierten Veranstaltung wurde Marcel Schneider. Der 31-Jährige aus Pleidelsheim kam mit insgesamt 213 Schlägen auf den geteilten siebten Rang. «Ich bin sehr zufrieden. Da baue ich drauf auf und blicke positiv in die Zukunft», sagte Schneider.
Wieder Zuschauer dabei – Veranstalter zufrieden
Nach gut 19 Monaten Corona-Pandemie durften in Winsen an der Luhe bei einem Turnier der Europa-Tour zum ersten Mal wieder Zuschauer auf den Platz. Im Rahmen eines Modellprojekts hatten die Behörden täglich bis zu 2000 Fans auf der Anlage der Green Eagle Golf Courses zugelassen. Wegen der verschärften Corona-Einreiseregeln für Großbritannien war die Veranstaltung um zwei Tage verschoben und verkürzt worden. Das Turnier wurde nur über drei Tage von Samstag bis Montag sowie über 54 statt 72 Löcher gespielt.
Die Veranstalter zogen ein positives Fazit: «Am Schluss sind wir megahappy, dass es wieder ein Golfturnier geben konnte auch mit Gästen und dass wir das Modellprojekt so cool hinbekommen haben», sagte Turnierdirektor Dirk Glittenberg der Deutschen Presse-Agentur. «Das Fazit fällt durch die Bank positiv aus. Es war bis dahin aber ein langer Weg.»